06/25 – Queere Düsseldorfer Perspektiven

Die Kulturetten zeigen Kunst und Kultur im reinraum

Die Kulturetten nutzen die Sommerpause des Culture Club, um gemeinsam mit queeren Künstler*innen eine Ausstellung zu präsentieren. Es ist ihnen gelungen, mit Inka Wilhelm und Tatzi zwei queerfeministische künstlerische Positionen in der interdisziplinären Ausstellung zentral zu zeigen. Martin Bühren nimmt mit Fotografien zu queerem Aktivismus teil. Die Kulturetten Nastasia Radtke und Bernd Plöger steuern weitere eigene Werke bei.

Erinnerungsstücke aus 50 Jahren queerem Düsseldorfer Szene-Leben, Kunst und Kultur werden durch die Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv der Landeshauptstadt Düsseldorf in einen aktuellen Fokus gerückt. Vorträge und Präsentationen zur Auseinandersetzung mit queeren Themen, Community Gatherings („Café Clutch“) und eine Pre-CSD-Party runden die Ausstellung ab.

Das Programm

Mittwoch 18.06.2025 19:00 Uhr

FLINTA in der Kunstgeschichte – queerfeministische perspektiven im kunsthistorischen kontext

FLINTA in der Kunstgeschichte – das ist wie „Wo ist Walter?“, nur dass Walter wenigstens meistens gefunden wird. Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Menschen? In den klassischen Kunstgeschichtsbüchern tauchen die ungefähr so oft auf wie die große Liebe auf Tinder. Meistens dürfen FLINTA höchstens als Muse nackt die Obstschale halten, während der männliche Künstler sich selbst feiert.

Aber zum Glück gibt’s da noch Artivism – die rebellische Cousine der braven Kunst. Artivism ist, wenn Kunst nicht nur hübsch an der Wand hängt, sondern gesellschaftlichen Stress macht. Wenn sich Kunst und Aktivismus zusammentun, wird plötzlich aus dem Bild an der Wand eine Ansage: Hallo, hier fehlen immer noch ziemlich viele Stimmen!

Und jetzt die ewige Frage: Ist jede Kunst von Frauen automatisch feministische Kunst? Natürlich nicht! Sonst wäre jede gestrickte Socke schon ein feministisches Manifest. Feministische Kunst macht sich die Hände schmutzig, bohrt in gesellschaftlichen Wunden und stellt blöde Fragen – unabhängig davon, wer sie gemacht hat.

Was man dabei nicht vergessen sollte: An der Kunst einer Gesellschaft kann man ziemlich gut ablesen, wie frei und demokratisch sie ist. Wo Vielfalt, Eigensinn und Kritik in der Kunst einen Platz haben, geht’s meistens auch in der Gesellschaft bunter und demokratischer zu. Kunst ist also nicht nur Deko – sie ist ein echter Gradmesser für Freiheit und Vielfalt.

Donnerstag 19.06.2025 18:30 Uhr

Gustaf Gründgens – Kontinuitäten einer Karriere. Ein Gespräch mit Frederike Krenz (Mahn- und Gedenkstätte) und Sascha Förster (Theatermuseum) – Moderation: Bernd Plöger

Gustaf Gründgens war ein Beispiel für die Stellung der Gottbegnadeten am Theater vor und nach 1945. Gründgens ist deshalb ein interessantes Beispiel, weil er nach der Machtübernahme der Nazis aus dem Theater in Berlin entlassen wurde (vermutlich aufgrund seiner Homosexualität) und dann von Göring wiedereingestellt und von diesem dann auch mit verschiedenen Maßnahmen bis 1944 geschützt wurde. Es wird auch um das Verhältnis von Gründgens und Göring und die Zusammenhänge mit der Kultur-/Theaterpolitik gehen, aber auch Gründgens Argumentation nach 1945.
Grundlage dieses Gesprächs bildet ein Vortrag von Frederike Krenz über die Kulturpolitik der Nationalsozialisten und Kontinuitäten nach 1945 am Beispiel der Gottbegnadeten, den sie ursprünglich für eine Reihe im Künstlerverein Malkasten konzipiert hatte.

Frederike Krenz ist Jahrgang 1989, hat Geschichte und Politik studiert und dann in Geschichte promoviert. Ihre Masterarbeit hat sie über Gustaf Gründgens geschrieben, die Dissertation über die Theaterpolitik der Nationalsozialisten am Beispiel des Kärntner Grenzlandtheaters. Seit 2021 ist Krenz Teil der Mahn- und Gedenkstätte, zuerst als freie Mitarbeiterin und dann seit 2022 als feste Mitarbeiterin.

Sascha Förster leitet seit 2021 das TMD Theatermuseum Hofgartenhaus Düsseldorf und das Dumont-Lindemann-Archiv. Seine Doktorarbeit hat er über gesellschaftliche Raumvisionen im Theater der Moderne am Beispiel von Bühnenräumen in der Weimarer Republik und der brutalistischen Architektur des National Theatre in London geschrieben. Er hat an der Universität zu Köln promoviert und war dort wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Theaterwissenschaftlichen Sammlung und am Institut für Medienkultur und Theater.

Die Künstler*innen

Inka Wilhelm (kein Pronomen/sie) – Malerei/Zeichung/Objekte
  • 2016-2018 und seit 2025 erneut Mitglied im Co/Atelier Köln-Nippes
  • 2020 Mitgründung des Atelierkollektivs ‚Werkelier‘ in Köln Sülz
  • Arbeit als eigenständige Künstler*in seit 2003
  • 2006-2010 Studium Diplom-Heilpädagogik an der Universität zu Köln. Schwerpunkte: Kunsttherapie (Prof. Dr. Barbara Wichelhaus, Dr. Hildegard Ameln-Haffke) und Gerontologie (Prof. Dr. Susanne Zank).
  • 2009 Gründung des kunsttherapeutischen Angebots ‚Offenes Atelier kunstRAUM‘ gemeinsam mit drei Kolleg*innen in Köln-Kalk. Wöchentliche Begleitung des Angebots und eigene künstlerische Tätigkeit in diesem Rahmen. Seit Gründung von ‚kunstRAUM e.V.‘ 2011 Vorstand des gemeinnützigen Vereins.
  • 2002-2006 Künstlerische Ausbildung im Atelier Middelmann, Bonn.
    Schwerpunkte: Malerei und Zeichnung.
Ausstellungen
  • 2024 Einzelausstellung ‚It‘s organic, bitch!‘ im Co-Atelier Köln-Nippes
  • 2021 Teilnahme an den Offenen Ateliers Köln Süd mit dem Atelierkollektiv ‚Werkelier‘
  • 2017 Einzelausstellung ‚Natürlement!‘ im Co-Atelier Köln-Nippes
  • 2014 Einzelausstellung ‚Objections/Einwände‘ im Atelier Middelmann, Bonn
  • 2013 Gruppenausstellung des Offenen Ateliers ‚kunstRAUM‘ im Mehrgenerationenhaus Köln-Kalk im Rahmen der KalkKunst
  • 2011 Gruppenausstellung ‚Fernleihe‘ in der ‚Kunstkammer‘ Köln-Ehrenfeld
  • 2010 Gruppenausstellung des Offenen Ateliers ‚kunstRAUM‘ im Paul-Schwellenbachhaus im Rahmen der KalkKunst 2010
  • 2009 Jahresausstellung von Studierenden der Humanwissenschaftlichen
    Fakultät, Department Heilpädagogik und Rehabilitation, Köln
  • 2009 Gruppenausstellung im Mehrgenerationenhaus Köln-Kalk im Rahmen der
    KalkKunst
  • 2003-2006 Gruppenausstellungen im Atelier Middelmann

Inkas Insta: @birne_helene

Tatzi (sie/ihr)

Angelina Lison, vielen besser bekannt als Tatzi. Baujahr 1997 und heute in Düsseldorf zuhause, vereint Tattoos, Galeriebetrieb und Kunstgeschichte-Studium – und das nach einem harten Bruch mit ihrem Biochemiestudium, weil: Wer sagt denn, dass man sich auf eins beschränken muss?

Tatzi ist seit ihrer Kindheit künstlerisch aktiv, hat 2018 mit dem Tätowieren begonnen und 2021 ihr eigenes Studio, Tattutopia, übernommen. Sie ist nicht nur künstlerisch vielseitig – von feinen Linien und Mandalas bis zu Aquarellen, Linolschnitten und Fotografie – sondern auch in Sachen Empowerment ganz vorne mit dabei. Als schwerbehinderte Frau sprengt sie Barrieren, die in der Kunst- und Tattoobranche immer noch viel zu oft unsichtbar sind. Für sie ist Inklusion kein „nice to have“, sondern gelebte Realität – ob im Studioalltag, bei Ausstellungen, Workshops oder in der Community.

Tattutopia ist mehr als ein Tattoostudio: Es ist Galerie, Wohlfühlort und Anlaufstelle für FLINTA, für alle mit und ohne Behinderung und für alle! Auf Instagram findet ihr sie unter @tatzi_tattooartist – Inspiration gibt’s hier garantiert inklusive.

Tatzi steht für gelebte Vielfalt, Sichtbarkeit und die Botschaft: Seid die Vorbilder, die wir selbst nie hatten.

Die Kulturetten

Der „Culture Club“ in der Jazzschmiede in Bilk ist seit über 30 Jahren die bunteste, schrillste und queerste Show Düsseldorfs! Die Kultur(r)etten präsentieren von Oktober bis Mai monatlich schräge Comedy, kritisches Kabarett und alte Schlager mit neuen Texten. Ins Rampenlicht tritt das Ensemble, die unter ihren Pseudonymen Wilma Stelzhammer, JayLu, Mrs Smithers, Guillotine Bajonette, Jean Tatü, oder Koteliese Annenberger gern mal die Rollen tauschen, ganz nach dem Motto: „Ohne Proben ganz nach oben!“ Schillernde Gastkünstler*innen komplettieren das Programm. Für die Sicherheit vor, hinter und auf der Bühne sorgt Bodyguardine Ardo. Durch das Programm führt Moderator Bernd Plöger.